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In eigener Sache Volontärin erzählt von ihrer Ausbildung: Emotionale Geschichten und schwitzende Politiker
Nora Varga
freie Mitarbeiterin
Wie werden Lokaljournalisten und Lokaljournalistinnen heute eigentlich ausgebildet? Eine Volontärin berichtet von ihren besten Terminen und Geschichten im Volontariat.
Oh Gott, warum willst du denn Lokaljournalistin werden, besuchen die nicht nur Kaninchenzüchtervereine? Als ich vor zwei Jahren mein Volontariat begonnen habe, wurde ich das dauernd gefragt. Heute stehe ich fast am Ende meiner Zeit als Volontärin und kann nur sagen: Lokaljournalistin zu sein ist der beste Job der Welt.
Redaktion, Schweinestall und Armin Laschet
Der Ruf, dass Lokalreporter sich nur bei Kaninchen- und Taubenzüchtern herumtreiben, hat mit der Realität nichts zu tun. In den gesamten zwei Jahren war ich tatsächlich weder bei dem einen noch bei dem anderen. Dafür haben sich andere Türen geöffnet. Denn die Termine, die wir besuchen und die Geschichten, die wir schreiben, bringen einen an sehr ungewöhnliche Orte.
In Haltern habe ich zum ersten Mal eine konventionelle Schweinemast besucht und live gesehen, wie Massentierhaltung aussieht. In Lünen haben wir die Sprengung eines Kraftwerkes aus nächster Nähe begleitet. Und in Castrop-Rauxel konnte ich bei einem Pressetermin mitten im Wald einen schwitzenden Armin Laschet kennenlernen und während der Corona-Ausgangssperre eine Reportage schreiben.
Kurzum, wir kommen ganz schön rum. Dabei sind es nicht nur diese „spektakulären“ Termine, die eine echte Erfahrung sind. Es sind auch die Geschichten, die einem die Menschen vor Ort erzählen. Wenn zum Beispiel eine stellvertretende Bürgermeisterin offen über Sexismus in der Kommunalpolitik spricht oder eine Mutter verzweifelt berichtet, dass sie einfach keinen Kitaplatz findet. Solche Geschichten machen einen großen Teil unseres Berufes aus, wir erzählen, was die Menschen vor Ort in unseren Städten bewegt.
Die Alleskönner unter den Journalisten
Wer denkt, dass Lokalreporter nur für die gedruckte Zeitung schreiben, die morgens im Briefkasten landet, der hat weit gefehlt. Ich bin nicht nur Autorin, sondern auch Fotografin, Kamerafrau, Moderatorin und Live-Ticker-Schreiberin. Das Internet hat uns eine ganz neue Welt eröffnet, in der wir unsere Geschichten erzählen können.
Damit wir überhaupt wissen, wie Videos gedreht und Liveschalten moderiert werden, haben wir einmal im Monat Schulung. Viele Schulungen werden von Experten aus unserem Haus gegeben, für einige Themen gibt es aber auch externe Schulungen.
Wie anders eine Nachricht einschlägt, wenn wir einen Livestream machen, habe ich in Castrop-Rauxel gelernt. Dort hat in einem Stadtteil der letzte Metzger geschlossen. Wir haben live im Video mit dem Inhaber gesprochen. Sein Statement und seine Emotionen hätte ich in einem Text niemals so gut einfangen können wie in diesem Video. Die Nachricht hatte sich wie ein Lauffeuer verbreitet, lange bevor die Zeitung am Morgen im Briefkasten lag.
Einen echten Unterschied machen
Neben den ungewöhnlichen Dingen, die wir erleben dürfen und den neuen Medien ist mir eine Sache an meinem Volontariat in den Lokalredaktionen besonders wichtig gewesen: Einen Unterschied machen. Als Volontärin kann ich selbst Themen einbringen und entscheiden, wie ich ein Thema erzählen möchte.
Und im besten Fall verändert meine Berichterstattung etwas. In Lünen gab es inmitten einer Corona-Welle komplett überfüllte Schulbusse. Für die Redaktion bin ich dann in einem dieser Busse mitgefahren. Die Reportage, die aus diesem beengten Erlebnis entstanden ist, hat es bis in den Rat der Stadt geschafft und die Lokalpolitiker zum Handeln gezwungen. Solche Erlebnisse sind mit Abstand die schönsten in unserem Beruf.
Als Volontäre und Volontärinnen sind wir eben nicht nur x‑beliebige bessere Praktikanten, sondern feste Mitglieder in den Redaktionen. Durch unsere Artikel, Kommentare und Reportagen können wir das Stadtgeschehen mit beeinflussen und manchmal auch das Leben Einzelner verbessern. Nach zwei Jahren Volontariat bereue ich die Entscheidung, Lokaljournalistin zu sein, auf keinen Fall.